Canada / USA 99
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(Charles Bericht)
Stand 28.09.99
 

In Bremerhaven

Logbuch Canada / USA Tour
(22.August bis Ende'99)

Das ist der "Live"-Bericht von Charles Seiller.
Ihr kennt unseren Freund Charles und seinen Unimog schon von der Pyrenäen-Tour. Zur Zeit ist er in Canada, Alaska und dem Westen der USA unterwegs und versorgt uns Daheimgebliebenen mit Bildern und seinem Logbuch. Für die Technik-Interessierten: Bei OAXCO wartet ein iMac geduldig auf den Anruf von Charles. Er überträgt die Daten mit einem Inmarsatelefon per Z-Modem Protokoll, das holt das Maximum aus der 2400-Baud Verbindung...im Unterschied zur Pyrenäentour machen wir das Webdesign hier in Hamburg. Wir werden auf diesem Weg erstmal relativ wenig Bildmaterial bekommen, sobald das erste Zip voller Bilder per Luftpost hier angekommen ist werden die grossen schwarzen Flächen weniger...solange muss das Logbuch reichen - viel Spass dabei. © Charles, Sebastian & Nicole


22.August

Halifax

 

 

(1.Tag, Sonntag)

Flug via London mit Zwischenlandung auf St. John's, Newfoundland, nach Halifax, Novia Scotia. Es ist den ganzen Flug über bewölkt, also leider kein Blick auf Island oder Grönland. In Halifax regnet es (wie angeblich fast immer), aber dafür ist es warm. Mein Gepäck ist irgendwie nicht da, weil es aus Versehen in St. John's ausgeladen wurde. Trotzdem muß ich den Inhalt jetzt schon beim Zoll deklarieren. Auf meine Frage hin, ob es sich bei dem im Gepäck befindlichen Bärenspray um eine Waffe handeln würde (denn nach Waffen, die man generell nicht einführen darf, wird man befragt), wird dieses bejaht und mir angekündigt, daß der Zoll es aus meinem Gepäck entfernen würde, wenn es spätabends aus St. John einträfe. Das Holiday Inn, in dem ich absteige, ist ernüchternd alt und ziemlich dreckig. Als mein Gepäck endlich eintrifft, ist das Bärenspray noch drin...

 


23.08.99
(2.Tag, Montag)

Der Shipping Agent meint auf meinen Anruf hin, daß die Canadian Food Inspection Agency, die den Unimog "clearen" muß, sehr viel zu tun hätte und man erst nachmittags näheres wüßte. Nachmittags persönlich beim Shipping Agent (my Name is Sue...). Sue macht mich ganz nervös, da sie mir vorhält, den Unimog nicht leer verschifft zu haben und daß dieses Probleme mit der Canadian Food Inspection Agency und dem Zoll bereiten würde. Ich sollte mich schon mal darauf vorbereiten, eine Liste aller im Unimog transportierten Gegenstände aufzustellen. Nichtsdestotrotz erhalte ich alle für die Canadian Food Inspection Agency und Zoll sowie für die Freigabe des Unimogs im Hafen notwendigen Papiere. Bei der Canadian Food Inspection Agency erfahre ich dann, daß der für mich zuständige Inspector noch nicht zurück sei und man deshalb nichts näheres wüßte. Ich solle morgen früh wiederkommen.....Umzug ins Sheraton direkt an der Wasserfront im Hafen, sehr viel schöneres Hotel, mitten an der touristisch aufgemachten Pier von Halifax mit vielen Restaurants (ganz nett). Inzwischen finde ich mich in Halifax schon ganz gut zurecht, da ich alles zu Fuß machen kann.

24.08.99

Campground

(3.Tag, Dienstag)

Heute scheint endlich die Sonne aus einem blauen Himmel herunter - ein gutes Omen? Nun geht auf einmal alles sehr schnell: der Inspector der Canadian Food Inspection Agency, der sich gleich positiv über den Unimog äußert, hat ihn für von außen sauber befunden und fragt, ob ich irgendwelche Sachen im Fahrzeug transportieren würde. Auf meine Antwort hin, daß ich die ganz normale Ausrüstung eines Wohnmobiles transportieren würde, allerdings keinerlei Nahrungsmittel, meint er, da müßte ich wohl eine Liste für den Zoll machen, aber das würde ihn ja schließlich nichts angehen. Von seinem Standpunkt aus wäre alles O.K. Schon habe ich den ersten Stempel ! Beim Zoll werde ich nur befragt, wie lange ich in Canada bleiben würde und ob ich Alkohol, Tabak oder Waffen (das hatten wir schon mal...)dabei hätte. Als ich das verneine, habe ich schon den zweiten Stempel ! Nun schnell zurück zum Hotel und von dort mit dem Taxi zum Hafen - tatsächlich, da steht mein Unimog, völlig unversehrt ! Nach einigen weiteren Dokumenten, die unterzeichnet werden wollen, kriege ich den Schlüssel in die Hand - nun aber los ! Erst mal raus aus Halifax und Richtung östliche Südküste. Es wird relativ schnell "kanadisch", d.h. wenig Besiedlung und schöne Nordland-Landschaft mit Mooren, Seen, Engelmann-Fichten und zeitweise Ausblick auf's Meer. Einkaufsstopp irgendwo, wo es einen Supermarkt und einen Liquor Shop daneben gibt. Ich kaufe groß ein und kriege alles sogar bis zum Unimog geliefert. Im Liquor Shop gibt es doch tatsächlich Wein im Karton (alles gerettet...), allerdings sind die Preise doch ziemlich gesalzen! Schon jetzt bin ich auf dem Parkplatz mehrfach auf den Unimog (...never seen a gear like that!) und mein woher und wohin angesprochen worden. Nach einem Sandwich im Waschsalon, der gleichzeitig auch noch Sears-Annahme-Abgabestelle ist, geht’s weiter. Abends in Sheerbridge getankt, wieder angesprochen worden (er hätte Freunde in Germany, die mit einem Unimog in die Sahara gereist wären...) und (kommerz.) Campground an einer kleinen Flußmündung aufgesucht zum Übernachten, Ausbauen der Einbruchssicherungen, Einräumen des Unimogs und Wasser bunkern. Dort Richard ? getroffen. Er ist Engländer, wohnt in Los Angeles und hat vor, eine Route, die an der Küste Mexicos schiffbrüchige Engländer im 16. Jahrhundert nach Nova Scotia genommen haben (dafür haben sie über ein Jahr gebraucht !), um dort von bretonischen Fischern aufgenommen und nach England zurückgebracht zu werden, nachzuvollziehen - zu Fuß, versteht sich ! Dafür hat er allerdings "nur" 8 Monate eingeplant und will hinterher ein Buch über seine Reise veröffentlichen. Zusammen frischen Lachs mit Nudeln gegessen. Natürlich wurde der Unimog wieder von etlichen bestaunt, und natürlich auch die Tatsache, daß das Fahrzeug aus Deutschland kommt. Inzwischen werde ich auch schon mit Unimog photographiert.

25.08.99 (4.Tag, Mittwoch)

Weiterfahrt nach Norden durch das ziemlich einsame Inland von Nova Scotia an die Ostküste. Zu sehen ist Prince Edward Island. Mittagessen in einem "Provincial Picnic Park" am Meer. Einarbeitung in das Inmarsat-Phone. Batterien leider fast leer, also kein Testanruf. Inzwischen werde ich schon wieder von etlichen Leuten wegen des Unimog angesprochen. Wenn das so weiter geht, werde ich dafür Geld verlangen. Weiterfahrt in die Provinz New Brunswick. Infomaterial zu Provincial Parks, Campgrounds und offizielle Straßenkarte (ziemlich gut !) gibt's an der "Grenze". Ab jetzt fahre ich auf dem Trans Canada Highway, der in St. Johns (Neufundland) beginnt und in Victoria (Vancouver Island) nach über 7000 km endet. New Brunswick ist eine der kleineren Provinzen Kanadas und eher landwirtschaftlich geprägt. Zum Übernachten habe ich mir den Mactuaq Provincial Park, der halbwegs auf meiner Route liegt, ausgesucht (interessant in Kanada sind immer wieder die Vielzahl der z.T. schwer aussprechbaren indianischen Namen von Orten oder Seen oder z.B.von Provincial Parks. Der Park liegt an einem Stausee und hat eher den Charakter einer Naherholungszone mit Bademöglichkeit, Kinderspielplatz etc. Allerdings ist relativ wenig los, und wie fast immer in Provincial Parks sind die Campsites großzügig und schön angelegt (mit Seeblick...). Eine eigene Feuerstelle gehört auch dazu, und da die Parkverwaltung Feuerholz verkauft, beschließe ich, mein Steak auf dem Holzfeuer zu grillen - lecker ! In New Brunswick scheint es schon länger warm zu sein, so daß man auch abends sich sehr angenehm draußen aufhalten kann.

26.08.99 (5.Tag, Donnerstag)

Natürlich werde ich am nächsten morgen wieder angesprochen - durch wie tiefes Wasser der Unimog fahren kann usw....auch meine Camp-Nachbarn sprechen mich an - diesmal auf Deutsch ! Sie sind vor 11 Jahren aus Deutschland ausgewandert - der sächsische Dialekt ist immer noch zu hören. Weiter geht es. Nach Osten hin wird es immer wärmer - Kontinentalklima. Zum Mittagessen gibt's einen Big Mac in einem Ort, wo schon französisch gesprochen wird - wir nähern uns der Provinz Québec. Einfahrt in die Provinz Québec. Infomaterial wieder vom feinsten, allerdings kostet die offizielle Straßenkarte hier $ 2,50 incl. Tax. Der Trans Canada Highway (in Québec heißt er "Transcanadienne") stößt nun auf den gigantischen St. Lorenz-Strom Richtung Süden. Das andere Ufer ist nicht zu sehen! Da Québec Ville sich auf der anderen Seite befindet und ich da durch muß, beschließe ich, die Fähre über den St. Lorenz-Strom zu nehmen statt über die weiter südlich gelegene Brücke zu fahren. Gute Entscheidung, denn es spart nicht nur Weg, sondern ich komme mitten in Québec Centre Ville an. Während der Überfahrt toller Blick auf die Stadt und vor allem das imposante Chateau Frontenac, eines der legendären von der Canadian Pacific Railway um die Jahrhunderwende gebauten Monumentalhotels im Schlossstil. Downtown Quebec ist richtig quirlig, aber da es schon spät ist und ich im 40 km nördlich gelegenen Parc de la Jacque Cartier (der Entdecker des St. Lorenz-Stromes) übernachten will, fahre ich weiter. Die Parkeinfahrt ist so, wie man sich kanadische Einsamkeit und Wildnis vorstellt: ein malerischer Fluß fließt durch ein relativ enges und tiefes Tal. Übernachtung auf einem extra für motorisierte Camper ausgewiesenen Parkplatz, nicht ganz so romantisch, aber dafür bin ich alleine. Es ist sehr warm ! Im Park kann man jeder Menge von Aktivitäten nachgehen wie Canoeing, Wandern etc. Das Visitor-Center ist wie so oft in Amerika hervorragend aufgemacht (man warnt vor agressiven Elchen...). Da ich mich bei Anne, der nördlich von Montréal lebenden Tochter meiner Patentante, per Inmarsat-Phone (funktioniert hervorragend) für den Spätnachmittag angekündigt habe, fahre ich weiter Richtung Montréal und dann nach Norden bis Valmorin inmitten eines schönen Skigebietes (Schwarzwald-Niveau), wo sie wohnt. Nach dem hervorragenden Lammbraten geht's abends zu einer Party von Freunden, so daß ich die Gelegenheit habe, ein paar Québecern kennenzulernen. Québec kommt mir vor wie Frankreich in Amerika: es sieht alles amerikanisch aus, die Autos, die Häuser, der Lebensstil, aber sie reden französisch! Teilweise mit einem solchen Dialekt, daß ich es kaum verstehen kann.

28.08.99

Hotel Seeblick

(7.Tag, Samstag)

Heute fahre ich weiter, nicht ohne zuvor zum ersten mal seit Novia Scotia zu tanken, Kühlwasser, Luftdruck und Öl zu checken (ziemlich viel verbraucht!). Der errechnete Verbrauch liegt ziemlich hoch, ca. 24 l/100 km. Bei der Mittagsrast in einem kleinen Ort werde ich von jemandem auf deutsch angesprochen, der meint, er hätte es sich nicht träumen lassen, hier einen Unimog zu sehen: er stellt sich als in Gaggenau ansässiger Gebraucht-Unimog-Händler vor !!! Weiterfahrt in die Réserve Faunique de la Vérendrye, über die ich einem Tours-Artikel gelesen hatte. Übernachtung auf dem bisher schönsten Campground der Reise: direkt an einem See mit Wald drumherum und sonst gar nichts, und ich bin der einzige!

04.09.99 (14.Tag, Samstag)

...Charles hat mich gerade aus Winnipeg / Manitoba angerufen. Er hat runde 2000km seit Halifax hinter sich und leider ein Problem mit der Zylinderkopfdichtung. Eine Dichtung und alle notwendigen Teile hat er dabei, eine Freightliner-Werkstatt macht jetzt eine Wochendschicht um den Unimog wieder fit zu machen. Ich drücke Charles die Daumen daß der Kopf nicht verzogen ist und geplant werden muss...das ginge erst Anfang der Woche und würde den Zeitplan doch arg gefährden. Montag wird es neue Bilder und das Logbuch der letzten Tage geben.

29.08.99 (8.Tag, Sonntag)

Heute morgen zum erstenmal den Reisebericht und 3 Photos an Sebastian via Inmarsat übertragen. Die eMail-Verbindung incl. Passwortabfrage schien zu klappen, nach der Übertragung der Dateien (ca. 20 min !) meldet das System allerdings, daß es den Server nicht finden konnte. Danach das ganze nochmal über Modem-zu-Modem-Verbindung. Das scheint geklappt zu haben. Weiterfahrt durch die Réserve Faunique de la Vérendrye. Beim Visitor Center werde ich von Deutschen (Glatzkopf und Ohrring) mit einem gemieteten Motorhome angesprochen, daß sie kaum noch Benzin hätten und wohl nicht mehr bis zur nächsten Tankstelle in 38 km Entfernung kämen. Auf die Frage hin, ob ich ihnen mit Sprit aushelfen könne, mußte ich ihnen erst mal klar machen, daß ein Unimog mit Diesel läuft, ein amerikanisches Motorhome hingegen mit Benzin. Empfohlen, in Richtung Tankstelle zu fahren, und wenn sie liegenblieben, würde ich ihnen helfen. Prompt treffe ich sie 5 km vor der Tankstelle am rechten Seitenstreifen wieder. Einen der Burschen zur Tankstelle mitgenommen und mit Reservekanister zurückgebracht. Die Landschaft ist ziemlich dünn besiedelt und sieht schon sehr nordlandmäßig aus. Übernachtung auf einem leeren, ganz hübsch am See gelegenen komm. Campground. Sehr ruhig, wie eigentlich alle bisherigen Campgrounds in Canada.

30.08.99 (9.Tag, Montag)

Weiterfahrt und Überfahrung der Grenze nach Ontario. Schon auf den letzten hundert Kilometern in Québec fiel mir die sich häufende Anzahl von Hinweisen zu Goldminen auf; in Ontario verstärkt sich dieses noch. Die Ansiedelungen, die als Versorgungscenter für diese Minen dienen, häufen sich (z.B. Val d'Or...). Teilweise sind gigantische Gruben zu sehen, in denen industriell im Tagabbau geschürft wird. Nichts für individuelle Goldsucher! Die Minen-Pick-Ups, die so zu sehen sind, haben zum Teil eine konische Antenne auf dem Dach montiert - zweifelsohne Satelliten-Kommunikation, allerdings ob Iridium oder Inmarsat habe ich noch nicht herausbekommen. Ich beschließe, vom nördlichen Ast des Transcanada HWY (TCH) über eine südwestlich verlaufende Verbindung den südlichen, schöneren Ast des TCH am Lake Superior entlang (fast so groß wie Island!) zu erreichen. Mittagessen in einem Truckstop bei Timmins. Was erstaunt, ist, daß dort französisch gesprochen wird. Wie ich später von einem Parkranger erfahre, gibt es gerade im nördlichen Ontario sehr viele französisch-sprachige Gemeinden. Ein Trucker, der vor 25 Jahren aus der Schweiz eingewandert ist, spricht mich auf den Unimog begeistert an - er hätte auch einen gefahren (damals in der Schweiz). Weiterfahrt durch ziemlich unberührte Wildnis. Vor allem zwischen den wenigen kleinen Orten kaum noch Verkehr. Übernachtung auf dem The Shoals Provincial Park. Schöne Campgrounds direkt am Seeufer. Am Eingang spricht mich ein ausgewanderter Holländer (cooler Typ mit blonder Lockenpracht und Arm- und Halsbändern im Ford Mustang, aber Zelt) an, dann der vom Unimog begeisterte Parkranger, und dann nochmal mein Campgroundnachbar, der mit seinem Pick-Up-Camper schon mal in Alaska war. Insgesamt ca. 1 Stunde; wenn das jeden Tag so geht, muß ich mir was einfallen lassen, um die "Unimog-Erklärungen" abzukürzen. Vielleicht sollte ich ein Schild mit den nötigen Erklärungen bei jedem Stop aufstellen. Ruhiger Stellplatz direkt am See - was will man mehr.

31.08.99

Sleeping Giant

(10.Tag, Dienstag)

Weiterfahrt und nach ca. 100 km Wiedertreffen des TCH. Zum ersten mal seit meiner Reise wirklich spektakuläre Landschaft mit Ausblicken auf den Lake Superior mit Buchten, Halbinseln, Stränden, grün-blauem Wasser - und das alles praktisch ohne Besiedelung! Schon seit längerer Zeit habe ich bemerkt, daß der Motor Öl und vor allem Wasser braucht, von letzterem ca. 1-2 l/1000 km. Die Zylinderkopfdichtung scheint auf der rechten Seite undicht zu sein, da diese Motorseite ganz naß ist und es zum Teil auch tropft. Ich hoffe, daß sie "nur" nach außen hin undicht ist und nicht zu den Zylindern hin!. Ich werde dies aufmerksam beobachten. Notfalls muß ich in einer größeren Stadt wie Winnipeg, Saskatoon oder Edmonton die Zylinderkopfdichtung wechseln lassen. Leider gibt es in ganz Nordamerika scheinbar keinen einzigen Mercedes-LKW und damit auch keinen Händler! Auf jeden Fall ist jetzt erstmal jeden morgen kühlwassernachfüllen und Ölcheck angesagt. Eintreffen im Sleeping Giant Provincial Park, einer 40 km langen Halbinsel im Lake Superior kurz vor Thunder Bay, die einen ausgesprochen markant aussehenden Bergrücken (ca. 250 m hoch) trägt, auf den es Trails hinauf gibt und von wo man einen tollen Blick auf den See haben soll. Schöner, ruhiger Campground am Lake Louise. Wenig los.

01.09.99

Old Fort William

(11.Tag, Mittwoch)

Phantastisches Wetter - nichts wie los! In 3,5 h in hügeliger,bewaldeter Landschaft auf den Sleeping Giant und zurück gewandert - über 16 km! Auf dem Trail konstant gepfiffen und gesungen, denn es soll hier Bären geben. Ein bischen mulmig ist mir schon...Ich werde so bald wie möglich "Bärenglöckchen" kaufen. Oben tatsächlich wunderschöner Ausblick auf einen Teil der Halbinsel und der Thunder Bay Bucht - ziemlich unberührte Natur (siehe Photos). Die Felskante geht ziemlich senkrecht für ca 100 m nach unten! Weiterfahrt nach Thunder Bay zum "Old Fort William", das ich kurz vor Toresschluß um 17.00 erreiche. Dafür werde ich auch noch umsonst reingelassen und per Bus zum abseits der Parkplätze liegenden, phantastisch restaurierten Fort gebracht. Ich bin praktisch der einzige Besucher dort. Das Fort gilt als das schönste, vollständigste und best erhaltene in ganz Nord-Amerika. Tagsüber wird es von kostümierten "Bewohnern" belebt, die aber leider jetzt schon Feierabend haben. Weiterfahrt zum Kakabeka Falls Provincial Park direkt am TCH. Die Wasserfälle sind hübsch anzuschauen, der Campground, was ich allerdings zu spät bemerke, liegt doch zu nahe am TCH und der Canadian National Railway. Unruhige Nacht! Schön viel Spaghetti mit Schinken in Sour Cream Sauce zu abend gegessen, um die abgewanderten Kalorien zu ersetzen.

02.09.99 (12.Tag, Donnerstag)

Ereignislose Weiterfahrt auf dem südlichen Ast des TCH nahe der Grenze zu Minnesota zum Lake of the Woods. Schöne seenreiche Landschaft. Zwischenzeitlich heftige Regenschauer. Übernachten im Rushing River Provincial Park. Sehr schöne Standplätze am Lake of the Wood!

03.09.99 (13.Tag, Freitag)

Es regnet. Das Kühlwasserniveau des Unimog ist wieder abgesunken. Seit einigen Tagen fülle ich immer wieder nach, so ca. 2 l/1000 km. Auch der Ölverbrauch ist unnormal hoch, ca. 1,5 l/1000 km. Weiterfahrt. Die Zahl der Indianerreservate nimmt zu. Neuerdings werden sie wie auch die Inuit als "First Nation People" bezeichnet, was, wenn man den Begriff "Nation" genau nimmt, nicht so ganz zutrifft. Überfahren der Provinzgrenze zu Manitoba. Im Visitorcenter bitte ich um Ermittlung der Adresse eines Mercedes-Truck-Händlers in Winnipeg, ca. 200 km von hier entfernt und im Umkreis von über 1700 km die einzige größere Stadt! Erwartungsgemäß gibt es natürlich keine Mercedes-LKW-Werkstatt, aber die junge Frau telephoniert sich tapfer durch und findet schließlich eine Peterbilt-Werkstatt (kleine, aber feine LKW-Marke), die bereit ist, an einem Unimog herumzuschrauben. Dank hervorragendem Kartenmaterial und der Wegbeschreibung finde ich auf Anhieb die Peterbilt-Werkstatt am Stadtrand von Winnipeg (dort befinden sich so ungefähr alle LKW-Werkstätten von Kenworth über White, Mack bis hin zu Freightliner). Sehr nette, hilfsbereite Mechaniker, die sich die Sache ansehen und nach Begutachtung der Blasen, die im Kühlmittelausgleichsgefäß aufsteigen sowie des Kühlmittels, das aus dem Überlauf tropft, kommen sie zur gleichen Diagnose wie ich: Zylinderkopfdichtung defekt! Allerdings hätten sie keine Teile,und die wären auch sehr schlecht zu kriegen, worauf ich sie beruhigen kann, daß ich alles dabeihabe. O.K., aber sie hätten heute und morgen (Samstag!) sehr viel zu tun und könnten erst ab Dienstag (Montag ist dummerweise auch noch Labour Day!) ran. Da ich vorher erklärt hatte, daß ich auf der Durchreise ins Yukon bin, meinte der Mechaniker, er würde bei Freightliner anrufen, ob die es schneller machen könnten, denn die hätten rund um die Uhr und auch an Wochenenden geöffnet, und außerdem würden sie sich mit Mercedes-Motoren auskennen, denn sie würden die UPS-Fahrzeuge warten, und die hätten Mercedes-Motoren! Und sie würden sowieso zu Mercedes gehören. Also auf zu Freightliner. Dort kommt der Mechaniker (Dan) zur gleichen Diagnose, und nach Klärung der Ersatzteilfrage (denn diesen Motor kennen sie natürlich nicht) macht der Chef (Hi, I'm Ken, what's your name?) mit mir einen Termin für den nächsten Tag um 14.00 Uhr aus, denn ab dann hätte Dan, der sich mit Mercedes-Motoren auskennt, Zeit. Zwischenzeitlich spricht micht ein Freightliner-Mitarbeiter auf deutsch an. Er wäre Thorsten, Parts Representative, und wenn es irgendwelche (sprachlichen) Probleme gäbe, könne ich ihn jederzeit zu Hause anrufen. Überaus nette Leute dort! Es ist inzwischen 18.30 Uhr, und ich beschließe, einen ca. 30 km von Winnipeg entfernten Provincial Park aufzusuchen, um dort zu übernachten und am nächsten Tag die nötigen Ersatzteile herauszusuchen und die für das Kippen des Führerhauses notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Es regnet immer noch in Strömen; die Wolken hängen höchstens 200 m hoch, und das im Prärieland! Der Provincial Park entpuppt sich mehr als Freizeitanlage als denn Naturpark, und da das verlängerte Labour Day Wochenende bevorsteht, ist es schon beim Entrance Gate ziemlich voll. Aber es gibt noch ein paar Plätze für mich zum aussuchen (wie gut, daß ich kein "Electricity Hook-up" benötige, denn die sind schon lange restlos ausgebucht). Trotz großzügig dimensionierter Campsites hat das ganze eine gewisse europäische Campingplatz-Atmosphäre. Der nächste Tag steht mir ganz schön bevor, vor allem wegen des beim Unimog umständlichen Führerhauskippens und vor allem seitdem ich im Werkstatthandbuch nachgelesen habe, wie umständlich und zeitraubend die Demontage und Montage einer Zylinderkopfdichtung ist!

04.09.99 (14.Tag, Samstag)

Es regnet gerade mal nicht! Deutsche, die ihren Urlaub im Wohnmobil in Manitoba und Saskatchewan verbracht haben und nun zurückfliegen lassen mir netterweise ihre restlichen Nahrungsmittel da. Ich rufe Sebastian über Inmarsat an, um mich über den ersten Datentransfer zu erkundigen, und natürlich auch, wie es sonst so in Good Old Germany aussieht und um ihn vor einer eventuell bevorstehenden Ersatzteilversorgung vorzuwarnen. Nach Verbringen der schwersten Gegenstände aus der Zargesbox in den Aufbau geht's auf zu Freightliner. Inzwischen regnet es wieder heftigst. Heute ist es dort bedeutend ruhiger als am Vortag. Dan läßt mich den Unimog in die große Halle fahren. Neben den großen Trucks sieht er doch ein bischen klein aus...Aber für die Mechaniker ist er doch immer wieder so interessant, daß sie ab und zu ihre Arbeit unterbrechen und schauen, was Dan und ich so machen...Interessant übrigens, daß Freightliner als großer Lastwagenhersteller keine eigenen Motoren baut, sondern dem Kunden die Wahl zwischen Cummins, Detroit Diesel, Caterpillar und, man sollte es für ein Mercedes-Unternehmen nicht für möglich halten, seit neuestem Mercedes-Motoren, dies allerdings nur in der praktisch überhaupt nicht verbreiteten Frontlenker-Serie.... Zunächst meint Dan (der Québecer aus Ottawa ist, aber sein Dialekt ist so stark, daß ich fast kein Wort verstehe, deshalb ist working language englisch...), er würde ein paar Tests machen, um absolut sicher zu sein, daß es wirklich die Zylinderkopfdichtung ist. Also zunächst einmal den Motor mit hoher Drehzahl im Stand auf Betriebstemperatur kommen lassen. Nach 10 Minuten die bekannten Symptome. Dan meint, es könne z.B. auch durch einen defekten Luftkompressor herrühren, der Luft in seinen mit dem Motorkreislauf verbundenen Kühlkreislauf bläst. Wäre zu schön um wahr zu sein, aber leider hier Fehlanzeige, da mein Kompressor luftgekühlt ist. Als nächstes verdächtigt er das Ventil im Verschluß des Kühlmittelausgleichsgefäßes. Er findet im Ersatzteillager tatsächlich einen Deckel, der auf mein Gefäß paßt. Nachdem wir im Werkstatthandbuch den Wert nachgeschaut haben, bei dem das Ventil öffnen muß (0,7 bar ± 0,1 bar) und mit Hilfe der Skala meiner Reifenfüllarmatur umgerechnet haben, es sind 10 psi, und der neue Deckel hat 10 psi (sollte es doch eine geheime Weltstandardisierung geben?!), kann ja fast nichts mehr schiefgehen... Und tatsächlich, das Unglaubliche passiert: das Blubbern hört auf, und aus dem Überlauf leckt auch nichts mehr...Zur Bestätigung checkt Dan mit Hilfe einer Kühlmittelausgleichsgefäßdeckel-Prüfarmatur den alten Deckel: tatsächlich spricht das Ventil bei viel zu geringem Druck schon an! Erstaunlich ist, daß das Kühlwasserthermometer dadurch nur unwesentlich höher angezeigt hatte: spricht für die Kühlanlage des Unimogs, wenn sie praktisch drucklos immer noch in der Lage ist, das Kühlwasser bei 84º zu halten...Was außerdem für einen Defekt am Deckel spricht, ist die Tatsache, daß das Motoröl kein bischen milchig-schaumig ist (wieder was gelernt). Ein Riesengebirge fällt mir vom Herzen, ich kann es immer noch nicht glauben, daß ich um die Erneuerung der Zylinderkopfdichtung herumge-kommen bin! Nun noch schnell die defekten Kraftstoffschläuche an der Dieselentnahme des rechten Tanks ausgewechselt, den Entlüftungsschlauch des rechten vorderen Radvorgeleges erneuert, und einen Ölwechsel gemacht (natürlich habe ich die Filtereinsätze dabei...), bei Dan sehr, sehr herzlich bedankt, und dann bezahlt und, es ist inzwischen 18.00 Uhr, nichts wie weg! Ich fahre noch ca. eine Stunde von Winnipeg nach Westen, bis ich keine Lust zu fahren mehr habe (es regnet immer noch in Strömen, und es wird dunkel), finde ganz hübschen kommerz. Campground abseits der Straße, über "Dirtroad" zu erreichen (macht ihrem Namen bei dem Wetter alle Ehre). Ziemlich voll, da es ja das Labour Day Weekend ist (scheint fast so wichtig wie Thanksgiving und Christmas zu sein), aber im hinteren Teil gibt’s noch ein schönes Plätzchen unter alten Eichen für mich. Erleichtert und glücklich gehe ich nach einem schönen Abendessen zu Bett

05.09.99 (15.Tag, Sonntag)

Zum Glück regnet es nicht heute morgen, so daß ich den ganzen Krempel in die Zargesbox zurückstauen kann. Wie immer, geht auf einmal nicht mehr alles rein...Da mir seit einiger Zeit der Verdacht gekommen war, daß der Zylinderkopfdeckel nicht fest sitzen könnte (Ölverlust!), denselben nachgezogen. In der Tat, die Befestigungsschrauben waren fast alle lose - verstehe ich nicht ! Vielleicht verringert sich der Ölverbrauch in Zukunft - checken! Nun auf nach Westen. Das Wetter bessert sich zunehmends Richtung Saskatchewan, es wird deutlich wärmer. Die Zahl der Getreidesilos am Straßenrand nimmt zu, bis zum Horizont fast nur Getreidefelder, es wird geerntet (was für gigantische Traktoren, z.T. mit Dreifachbereifung). Echtes Prärieland...Manitoba wie auch Saskatchewan würden sicherlich den ersten Preis für das längste gerade Straßenstück der Welt gewinnen! Wie eigentlich schon vorher in Kanada fällt mir auf, daß der beliebteste Autotyp der Pickup ist (hier auch "Truck" genannt, zumindest die größeren...), gefolgt von Vans in allen Ausführungen, schließlich gibt es ab und zu auch nochmal ein normales Auto. Die hier üblichen "Straßenopfer" sind Skunks, weiter östlich waren es noch Stachelschweine (ziemlich groß und seeeehr lange Stacheln, gut für Reifen). Teilweise läuft die Canadian Pacific Railway parallel zum Yellowhead-HWY, so daß ich die ganz aus Holz (!) gebauten Eisenbahnbrücken bewundern kann, über die gigantisch lange Züge mit 4 Lokomotiven voran fahren, allerdings so langsam, daß sie in Europa keinen Blumentopf gewinnen würden. Insofern brauchten die Ingenieure wohl auch nur die statische Last zu berechnen...Es wird schon deutlich "westlicher", die Cowboy-Hüte und -Stiefel nehmen zu. Im Roadhouse, wo ich mittagesse, hat es den Charme der '60er. Überfahren der Grenze zu Saskatchewan. Wieder hervorragendes Infomaterial incl. "Official Road Map". Die sind in allen Provinzen herausragend gut! Übernachten im Good Spirit Lake Provincial Park nördlich von Yorkton (dort getankt - je weiter ich nach Westen in die "Ölprovinzen" komme, desto mehr Spaß macht es: nun 370 l für 190 can$ ! anschließend in einem phantastischen Supermarkt im französischen Hypermarché-Stil eingekauft - am Sonntag abend!). Leider wieder mehr Freizeitanlage als Naturpark. Dank Abe, einem vor Jahren aus Mexico eingewandertem Fluglehrer, der mich nach dem üblichen woher und wohin und natürlich nach dem Unimog befragt, und mich bittet, ihm nach erfolgter Reise ein eMail zu schicken (übrigens ganz typische Unterhaltung: "Where you go?" "To Yukon and Alaska." "Oh, they are beautyful Countries!" "So you've been there?" "Oh no, never!), finde ich einen ganz ruhigen und einsamen Campsite.

06.09.99

Trapper Lake

(16.Tag, Montag)

Heute entscheide ich, ob ich dem Yellowhead HWY nach Edmonton folge oder weiter nach Nordwesten über die Northern Woods and Water Route den mehr bewaldeten Teil von Saskatchewan befolge. Das hängt davon ab, ob das Kühlwasserniveau konstant geblieben ist (nun sind es über 700 km seit Winnipeg) und damit die "Reparatur" erfolgreich war oder doch etwas anderes die Ursache für den Wasserverlust war...aber es ist alles in Ordnung! Weiter geht's durch endlose Prärie und Getreidefelder. Das Wetter wird besser. Abbiegen nach Norden Richtung Prince Albert, von dort in den großen und schönen Prince Albert National Park. Traumhafter Campground am Trapper Lake mit nur 5 Plätzen - davon kein einziger belegt (das ist bis jetzt der schönste)! Feuerholz gehört zum Campsite, also Feuer im Grill angemacht - heute gibt es Ribeye-Steak mit Folienkartoffeln, Sour Cream und frischen Salat - lecker. Allerdings ist es mir im Dunkeln beim Wenden des Steaks doch etwas mulmig wegen möglicher Bären, die besonders gerne nach der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen...Wer allerdings wirklich auf Nahrungssuche geht und mich auch findet, sind Mosquitos: noch hat es keine Nachtfröste gegeben.

07.09.99 (17.Tag, Dienstag)

Da das Wetter wieder schlecht wird, beschließe ich, weiterzufahren und nicht auf dem See Kanu zu fahren - schade! Die Umwälzpumpe der Fußbodenheizung macht Probleme - sie läuft praktisch nicht mehr an. Wahrscheinlich muß ich sie auswechseln, was wegen der Glykolfüllung der Heizung eine wahre Freude sein wird - das Ersatzteilproblem stellt sich nicht - ratet, was ich dabei habe...Weiterfahrt auf der Northern Wood and Water Road. Ziemlich unberührte und einsame Gegend. Fast nur noch Wälder, ab und zu eine Farm oder ein kleines Nest. Es regnet in Strömen. Nach Westen Richtung Alberta wird es heller. Übernachten im Cold Lake Provincial Park gleich hinter der Grenze. Schöne Campsites. Nichts mehr los. Die Ferien sind zu Ende. Das faszinierende ist die bis auf Naturgeräusche völlige Stille, die Abwesentheit von Zivilisationsgeräuschen.

08.09.99 (18.Tag, Mittwoch)

Strahlend blauer Himmel (was für ein intensives blau!) beim Aufstehen. Leider klappt die Übertragung des aktuellen Teiles des Logbuches an Sebastian nicht, da das Inmarsat-Gerät keinen Satelliten finden kann. Zuviel Wald! Ich beschließe, die Umwälzpumpe auszuwechseln, da sie inzwischen selbst mit sanften Schlägen nicht zur Arbeitsaufnahme zu bewegen ist. Wegen der Glykolfüllung des Heizungssystems ein echter Schweinkram! Beim Mittagessen, es ist richtig schön warm in der Sonne, huschen Chipmunks um mich herum. Ausgesprochen possierlich und flink. Nach dem Nachspannen des Lichtmaschinenkeilriemens geht’s weiter nach Westen. Übernachten im ausgesprochen malerisch auf einer Landzunge im Lac La Biche gelegenen Sir Winston Churchill Provincial Park.

...bin gespannt wann die nächsten Nachrichten kommen...

09.09.99 (19.Tag, Donnerstag)

Sehr ruhige Nacht verbracht. Außer mir kein Mensch. Strahlend warmes Wetter. Am Seeufer, frei von Bäumen, mit Barbara und den Kindern telefoniert und bei der Gelegenheit die Fortsetzung des Logbuches + 4 Photos an Sebastian übertragen. Dauer über 35 Minuten!

Was kostet die Minute Inmarsat noch mal? ZAP

Inmarsat kann deswegen keine Dauerlösung sein. Weiterfahrt Richtung Westen. Ziemlich ereignislose Landschaft. Im Ort Athabasca Haare schneiden lassen und zu Mittag gegessen (chinesisch). Am kleinen Sklavensee vorbei, leider kaum Ausblicke auf den See möglich. In Peace River getankt. Der junge Tankwart erzählt mir, seine Großmutter wäre Deutsche gewesen (aber er spricht kein Wort deutsch). Jetzt geht's nach Norden, hier beginnt der Mackenzie-Highway, benannt nach dem britischen Forscher und dem gleichnamigen Fluß, der mit über 4200 km der längste Fluß Nordamerikas ist und der in der Beaufort Sea mündet. Übernachten in einem Provincial Park am Lake Cardinal.

10.09.99

Alexandra und Louise Falls

(20.Tag, Freitag)

Weiterfahrt den Mackenzie-HWY nach Norden. Über lange Strecken verläuft er tatsächlich auf 0°. Zuerst langweilig und monoton, hie und da noch landwirtschaft. Mittagessen in High Level, bei der Gelegenheit kaufe ich Steinschlagschutzgitter für die Scheinwerfer des Unimog (toller Autozubehör-, Ersatzteile- und Werkzeugladen). Es wird immer einsamer, es kommen immer weniger Autos entgegen. Inzwischen grüßt man sich von Fahrzeug zu Fahrzeug. Der Wald wird jetzt ausgesprochen boreal. Wie schon vorher in Kanada sind immer wieder abgebrannte Waldstücke zu sehen. Auf Schildern wird immer wieder vor der Waldbrandgefahr gewarnt. Vereinzelte Indianersiedlungen. Sehen selbst heute noch halbnomadig aus: trotz fester Häuser oder Mobile Homes liegt alles wie Kraut und Rüben herum: alte Schrottautos, Feuerholz, Gartengeräte, ATV's (All Terrain Vehicles = sieht aus wie ein Dreirad mit vier Rädern und Motor und geht durch dick und dünn) einfach alles! Erreichen der Grenze zu den North West Territories. Sind 10 mal so groß wie Deutschland, 1/3 von Kanada, und haben immerhin 64.000 Einwohner! Der magnetische Nordpol liegt übrigens auf Bathurst Island, N.W.T.! Bis hierher bin ich jetzt so ziemlich genau 6900 km gefahren! Das Visitor Center ist leider geschlossen, schon zu spät in der Saison. Macht nichts, es gibt sowieso sehr wenig Straßen in den N.W.T., und die sind alle auf meiner Karte drauf. Sehr schöne große Wasserfälle (Alexandra und Louise Falls auf dem Weg nach Hay River. Übernachten im Hay River Territorial Park am Ufer des großen Sklavensee (ungefähr so groß wie Hessen). Das Wetter am See ist scheußlich: regnerisch und deprimierend.

11.09.99

endlich Schotter

(21.Tag, Samstag)

Heute morgen ist es nur 3,6° C warm und es regnet! (Gut, daß ich die Umwälzpumpe der Heizung ausgetauscht habe). Vom See ist leider nicht viel zu sehen. Also Weiterfahrt auf dem Mackenzie-HWY Richtung Westen, nicht ohne vorher in Hay River nachgetankt zu haben, denn jetzt kommt eine sehr lange Strecke ohne Nachtankmöglichkeit. Ab dem Abzweig nach Yellowknife, der Hauptstadt der N.W.T., ist der Mackenzie-HWY nur noch geschottert. Endlich meine erste richtige Schotterstrecke in Kanada. Diese ist so hervorragend präpariert, daß ich wie vorher auf dem Asphalt weiterhin mit ca. 85 km/h weiterfahren kann. Kaum zu glauben: je weiter ich mich vom großen Sklavensee entferne, desto besser wird das Wetter: schließlich makellos blauer Himmel, richtig warm! Es kommen mir so ungefähr 1 Fahrzeug pro 40 Minuten entgegen - sehr in Ordnung! Im Saanba Deh Territorial Park die Wittaker Falls erwandert. Sie liegen ca. 1,5 km auseinander. Schöner Wasserfall und später Stromschnellen in einem engen, tiefen Canyon. Natürlich kein Mensch! Abzweig nach Fort Simpson genommen, um endlich an den großen Mackenzie zu kommen. In der Tat: beeindruckend breiter Fluß. Auf Fährüberfahrt nach Fort Simpson verzichtet, statt dessen am Fluß gepicknickt und einmal die Hand reingehalten. Ab diesem Abzweig beginnt der Liard-HWY, auf den ich mein besonderes Augenmerk gerichtet hatte: die Schotterstraße gibt es erst seit 1985, sie gilt als ziemlich einsam und führt später am Liard River längs, ein anderer großer Strom Kanadas, der sich später in den Yukon ergießt (Liard = Espen auf französich, säumen den Fluß und die Straße. Wunderschön wegen der einsetzenden Laubverfärbung (Indian Summer) im Sonnenschein. Auffliegen einer Eule direkt neben dem Unimog. Übernachten im Blackstone Provincial Park mit Stellplatz direkt am Fluß - sehr romantisch. Das Parkpersonal ist indianisch und ziemlich angetrunken, trotzdem klappt das "einchecken" problemlos. Nur das versprochene Feuerholz (in vielen Provincialparks gehört es zum Campsite) wird mir dann doch nicht angeliefert - macht nichts, war eh zu kalt zum grillen. Spätabends höre ich die Indianer sich noch sehr laut miteinander streiten - etwas unheimlich.

12.09.99 (22.Tag, Samstag)

Weiterfahrt Richtung Süden. Heute will ich noch den Alaska Highway erreichen. Zunächst liegen noch ca. 250 km Liard HWY vor mir. Das Wetter ist weiterhin wunderschön. Auf einmal sehe ich rechts am Waldrand Waldbisons stehen. Bevor ich halten kann, sind sie schon weg. Etwas weiter wieder welche, diesmal lassen sie sich durch mich nicht stören und käuen weiter wieder. Hoffentlich ist das Photo durch die Windschutzscheibe was geworden - aussteigen habe ich mich nicht getraut! Besuch in dem Indianerdorf Fort Liard. Nichts weiter aufregendes. Überfahren der Grenze zu British Columbia. Damit zurückstellen der Uhr von Mountain Time auf Pacific Time (-9 Stunden zur deutschen Zeit). Schließlich Einmündung in den Alaska Highway, bei Milepost 301 (von Dawson Creek im Süden gerechnet, wo der Alaska HWY beginnt; der längste Teil des Alaska HWY verläuft in Kanada !). Laut diverser Führer beginnt er auch erst ab hier attraktiv zu werden. Und das stimmt! Absolut grandiose Gebirgsszenerie, kurven- und steigungsreicher Alaska HWY im goldenen Spätnachmittagslicht. Berge, Seen, Flüsse - Kanada pur. Übernachten auf dem Stone Mountain Provincial Park Campground direkt am wunderschönen Summit Lake, dem höchsten Pass (1.295 m) des AHWY. Beim Einfahren grüße ich ein paar Motorhome Camper, die so tun, als ob sie mich nicht gesehen hätten. Wie ich später merke, sind es Deutsche...Natürlich werde ich wieder von Kanadiern angesprochen. Einer warnt mich vor Grizzlies. Wenn er sich aufrichtet, würde er immerhin so hoch wie mein Unimog sein. Trotz der unmittelbaren Nähe zum AHWY ruhige Nacht, da kein Verkehr.

13.09.99 (23.Tag, Sonntag)

Anstrengende Wanderung zum Summit Peak (etwas über 2000m) in 5 km Entfernung. Ziemlich steil, ich brauche 1 _ Std. hinauf. Der Pfad ist teilweise sehr schwer zu erkennen, zum Glück gibt es ab und zu Steinmännchen. Allerbestes Wetter, warm, oben windig (am Summit Lake soll es schon mal im Sommer schneien, und der Summit Peak soll praktisch immer in den Wolken sein - was habe ich für ein Glück mit diesem tollen Herbstwetter!). Absolut phantastische Aussicht und Rundumblick auf die Ausläufer der Rocky Mountains, teilweise verschneit, auf Summit Lake (der Unimog sieht doch ziemlich klein aus...), auf den AHWY. Die Mühe des Aufstieges hat sich gelohnt. Abstieg in kürzerer Zeit. Während der ganzen Wanderung begegnet mir kein Mensch. Unten am Campground angelangt, werde ich von wissbegierigen Kanadiern nach der gesamten Technik des Unimog befragt und wo ich schon überall gewesen bin. Die Erwähnung von Africa und Sahara bringt die meisten doch etwas durcheinander, als wenn ich vom Mond erzählen würde. Kurze Mittagsrast, dann weiter Richtung Watson Lake/Yukon. AHWY weiterhin grandios. Relativ viele Wohnmobile, die nach Norden mit Alaska-Kennzeichen, die nach Süden mit kanadischen oder "lower 48"-Kennzeichen der U.S.A.. Passieren des schönen, smaragdgrünen Muncho-Lake. Teilweise wilde Bergziegen zu sehen. Ausblick an einem "do-it-yourself-Campsite" auf Stromschnellen ("Whirlpool Canyon") des jetzt den AHWY begleitenden Liard River. Dort spricht mich ein amerikanisches Ehepaar von der Ostküste (wie gut ich die verstehen kann, im Gegensatz zum "western Drawl" hier in Kanada!) an. Sie selbst fahren ein Schlachtschiff an Wohnmobil mit angehängtem Auto. Weiterfahrt. An einer Baustelle mit Schotter kommt mir ein Lastwagen mit ca. 100 km/h entgegen. Fazit: 2 Löcher in der Windschutzscheibe. Übernachtung in einer renaturierten Kiesgrube am AHWY.

14.09.99 (24.Tag, Montag)

Heute ist Services-Tag! Nach Frühstück und Dusche fahre ich nach Watson Lake, der ersten "Stadt" (1800 Einwohner, drittgrößte Stadt im Yukon), die im Yukon liegt, alle Services bietet und durch den "Signpost Forrest" bekannt wurde: über 30.000 Schilder aus aller Herren Länder sind am AHWY an Pfosten genagelt. Yukon Territory ist übrigens ungefähr so groß wie Frankreich und hat nur ca. 30.000 Einwohner, davon leben über 20.000 in Whitehorse. Unterwegs nehme ich einen Indianer mit, der etwas in Watson Lake zu erledigen hat und mir erzählt, daß er Deutschen schonmal als Hunting Guide gedient hätte. Überhaupt ist hier der Anteil der indianischen Bevölkerung ziemlich hoch, was dem Stadtbild ein erfrischend anderes Aussehen gibt. Vollgetankt, Öl gecheckt, Kühlwasser O.K., Wäsche im Waschcenter (gehört hier zu den Tankstellen-Services) gewaschen, dabei deutschstämmiges Kanadierehepaar aus B.C. getroffen, die mit ihrem ausgebauten Van gerade den Dempster HWY, der vom Yukon nach Nordosten über 700 km lang bis nach Inuvik in den N.W.T. führt, der nördlichsten (Inuit-)stadt in Kanada, bewältigt haben. Außerdem sind sie die Canol-Road (Canadian Oil Road) gefahren, eine wie der AHWY im 2. Weltkrieg gebaute Pipeline-Straße, die bis an die Grenze der N.W.T. führt und ab da verfallen sein soll bzw. nur für extrem geländetaugliche Fahrzeuge zu bewältigen sein soll, auch sonst ist sie sehr einsam - das klingt ja interessant!. Da ich sowieso schon über diese Straße gelesen hatte und vorhatte, sie zu befahren, bestärkt mich dieses in meinem Vorhaben. Im Supermarkt einkaufen, Reparaturset für die Windschutzscheibe kaufen, französischen Wein in Flaschen (der kanadische ist nicht so toll, aber der einzige, der in Kartons zu erhalten ist) gekauft, und noch Infomaterial und Self-Register-Formulare im Visitor Center gekauft (tolle kleine Ausstellung über den Bau des AHWY in 1942 in nur 8 Monaten durch die U.S.-Army - einfach unglaublich, mit den damaligen Mitteln eine Straße in so kurzer Zeit auf eine Strecke von über 2200 km durch Sumpf, Morast, Permafrostboden, über Flüsse etc. zu bauen). Anschließend noch Wasser gebunkert, und damit ist der Tag auch schon wieder zu Ende. Übernachten im Watson Lake Government Park. Schön ruhig und einsam, bis auf die startenden und landenden Wasserflugzeuge!

15.09.99 (25.Tag, Dienstag)

Das phantastische warme Wetter von gestern ist einem kalten Nieselregen gewichen. Aufbruch zu den erstmal letzten 300 km auf dem AHWY nach Johnson's Crossing, von wo die Canol Road nach Norden abzweigt (wurde im 2. Weltkrieg als Versorgungsstraße für eine Pipeline von Norman Wells,N.W.T., nach Johnson's Crossing (825 km!) verlegt; verfiel zwischenzeitlich und wurde erst später wieder für den Verkehr freigegeben). Der AHWY beeindruckt trotz schlechtem Wetter weiterhin durch grandiose Szenerien mit Bergen, Wäldern, Flüssen und Seen mit toller Herbstlaubfärbung in gelb bis gold, zuweilen ein bischen rot dazwischen. Unterwegs in einer Lodge mittaggegessen - sehr gute Sandwiches mit selbstgemachtem Sauerteigbrot (eine Yukon-Spezialität aus der Goldgräberzeit). Am Beginn der Canol Road Mike mitgenommen. Er kommt gerade aus dem neu geschaffenen Inuit-Territorium Nunavut, das aus den N.W.T. abgetrennt wurde und sage und schreibe 2 Mio km_ ausmacht, 20% der Fläche Kanadas! Er sucht Arbeit und hofft sie entlang der Canol Road zu finden, da dort Prospektoren am Werk wären, um Öl- und Gasvorkommen über seismische Messungen zu entdecken. Er wartet schon seit 1 _ Tagen, daß ihn jemand mitnimmt....Wenn allerdings tatsächlich Öl oder Erdgas gefunden würde, dann wäre es mit der Einsamkeit der Canol Road leider vorbei! Sehr schöner "Naturverlauf" der Canol Road mit vielen Kurven, Berg- und Talfahrt, natürlich geschottert, z.T. tolle Ausblicke auf Berge, Flüsse und Seen. Die Straße verläuft zum Teil in 1000 m Höhe, und auf einigen Bergen ist Altschnee, z.T. auch Neuschnee zu sehen. Ziemlich kalt. Ich nehme einen Abzweig an den Sidney Lake, von dem ich in der Alaska Milepost (dem Kompendium mit unglaublich detaillierter Beschreibung aller Routen in Alaska, Yukon und North West Territories) gelesen hatte. Sehr schöner Stellplatz am See, an dem sich schon ein Pick-up-Camper befindet, wie sich herausstellt, sind es Holländer, die das Auto gemietet haben. Ich setze Mike im Quite Lake Governmental Campground, in dem sich einige Jäger aufhalten, ab, da er dort hofft, Prospektoren zu finden. Ich fahre ein kurzes Stück zurück und nehme einen Abzweig an den Nisutlin River. Dort traumhaft schöner Stellplatz direkt am Fluß. Kein Mensch.

16.09.99 (26.Tag, Dienstag)

Kontaktaufnahme mit Sebastians Computer gescheiter, da das Inmarsat-System aus mir nicht erklärlichen Gründen alle angewählten Telephonnummern für besetzt erklärt. Weiterfahrt auf der southern Canol Road Richtung Ross River, wo die Canol Road den Robert Campbell HWY, eine wenig befahrene Schotterpiste, kreuzt. Zum Ende der South Canol Road wird die Landschaft dramatischer, die Straße führt z.T. hoch über einem mäanderndem Fluß entlang, viele enge Kurven mit großen Steigungen und Gefällen. Unterwegs begegnen mir mehrere Bautrupps, die in regelmäßigen Abständen seismographische Fühler mit zwischengeschalteten Akkugehäusen (mit Solarzellendeckel !) an der Straße entlang implantieren. Später stoße ich auf gigantische Spezialfahrzeuge mit riesigen Terrareifen (für Sumpf), deren Sinn und Zweck mir verborgen geblieben sind. Auch hier grüßt man sich. Ansonsten sehr wenig Verkehr, meistens Jäger (die Jagdsaison ist gerade eröffnet). Übernachten in der Nähe des Lapie River Canyons kurz vor Erreichen des Robert Campbell HWY.

17.09.99

you continue on your on risk...

(27.Tag, Mittwoch)

Wetter ganz O.K. und wärmer. Weiterfahrt nach Ross River, einer stark indianisch geprägten Siedlung. Übersetzen mit Seilfähre über den Ross River. Nun beginnt die North Canol Road, die bis zur Grenze zu den N.W.T. führt - 238 km hin und zurück. Ab der Grenze soll die Straße unbefahrbar sein, da seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr instand gehalten. Der Beginn führt eher unspektakulär durch Wald, wo man nicht viel sieht, allerdings ist das Laub so unglaublich intensiv gold-gelb verfärbt, daß ich manchmal die Augen zukneifen muß, wenn ein Sonnenstrahl darauf trifft. Die North Canol Road steigert sich landschaftlich zunehmend und wird später grandios - vor allem die letzten 50 km im MacMillan Valley rauf zum Pass (über 1.400 m) gleichen Namens, der die Grenze und damit das offizielle Ende der Canol Road darstellt. Hier sind die Berge richtig hoch, fast 3.000 m, mit Gletschern, z.T. sind die Gipfel frisch eingeschneit, im bewaldeten Tal mäandert der MacMillan River in einer satten grünen Färbung. Kurvig mit enormen Berg- und Talfahrten, wo ich z.T. in den 4. Gang runterschalten muß, besonders nach Brücken. Auf der Passhöhe tatsächlich das Grenzschild zu den N.W.T., schon etwas lädiert und mit Warnung ("Bridges are not safe...you continue on your own risk"). Ich fahre weiter und treffe nach ca. 4 km auf eine Brücke in desolatem Zustand, die ich tatsächlich nicht überqueren kann. Es scheint daneben eine Furt zu existieren, die ich aufgrund der Trübung des Wassers nicht einschätzen kann. Die Wathosen habe ich in Hamburg vergessen. Außerdem will ich alleine, und hier kommt bestimmt so schnell keiner vorbei, das Risiko zu relativ später Stunde (die Dämmerung beginnt schon) nicht eingehen. Also fahre ich ca. 40 km zurück, wobei mir die ersten Fahrzeuge des Tages begegnen, darunter ein Polizei-Pick up, und finde einen traumhaft schönen Standplatz erhöht über der Canol Road in einer alten Kiesgrube mit Blick aufs Tal und vergletscherte Berge im Hintergrund.

...und ich sach noch, nie ohne Wathosen... :-)

18.09.99 (28.Tag, Donnerstag)

Weiter nach Süden zurück nach Ross River. Relativ gutes Wetter, auf einmal milder. Finde mein Auspuffendrohr auf der Strecke wieder - etwas geplättet. Vielleicht kann mir jemand eine Halterung schweißen, denn der Original-Stutzen am Schalldämpfer ist dem Rost zum Opfer gefallen. Fahre ziemlich schnell, um die Fähre um spätestens 17.00 Uhr zu erreichen. Erwische dabei mit beiden Vorderrädern gleichzeitig zwei ziemliche Schlaglöcher. Das knallt! Übersetzen mit der Fähre über den Ross River. Weiterfahrt auf dem Robert Campbell Highway. Übernachten in einem Government Campground am traumhaft schönen Frenchman Lake an einer Abkürzungsroute, die mich morgen zum Klondike Highway führen wird. Niemand außer einem netten Alaskaner im Camp. Er sieht ziemlich urig aus, ungefähr so wie man sich die Lokomotivführer der Santa Fee Railway vorstellt. Von ihm erfahre ich einige interessante Dinge über Alaska, z.B. auch, daß man trotz der offiziellen Schließung der Grenze zwischen Dawson City/Yukon T. und Tok/Alaska auf dem Top of the World HWY ab 15. Sept. auch danach noch rüberkann, solange die Wetterverhältnisse dieses zulassen. Es genügt, sich dann in Tok beim U.S. Customs zu melden! Da ich unbedingt diesen Top of the World HWY fahren will, ist dies ein willkommener Hinweis.

19.09.99

hoffe das Bild gehört hier hin...Sebastian

(29.Tag, Freitag)

Weiterfahrt auf dem Klondike Highway. Am Five Finger Rapids zum erstenmal der Yukon River, wie er in einer Art Schlucht mit Stromschnellen ziemlich breit dahinfließt. Sehr hübsch! Treffe dort deutschstämmige Kanadier (seit 1972 ausgewandert) und einen jungen Deutschen, der im Yukon einen Pick-up-Camper besitzt und mehrmals im Jahr rüberkommt, weil er das Land so traumhaft findet (noch ein Auswanderungskandidat?). Wanderung über 1,5 h zu den Five Finger Rapids. Dort mußten früher die Heckraddampfer durch, um nach Dawson City zu gelangen! Nach der Wanderung auf dem Parkplatz von netten Kanadiern aus British Columbia angesprochen. Sie wollen auch über den Top of the World HWY und bestätigen das, was der Alaskaner mir gesagt hatte. Allerdings müßte man von Dawson City aus den U.S. Zoll telephonisch vorab informieren. Sie haben sogar die Telephonnummer dabei! Weiterfahrt und tanken in Pelly Crossing, dort Snack an sehr netter Imbissbude im warmen Sonnenschein zu mir genommen. Es gibt sogar Espresso, den ersten, seitdem ich unterwegs bin. Treffe meine Kanadier von vorhin wieder. Kanada-Gänse sind nun in großer Höhe auf dem Flug nach Süden zu sehen. Der Winter kommt! Ein Halb-Indianer setzt sich zu mir und erzählt, er käme gerade aus Whitehorse zurück, um sein Auto reparieren zu lassen: es wäre in Whitehorse 300 can$ billiger als in Dawson City. Dafür ist der Mann 1100 km hin und zurück gefahren! Weiterfahrt Richtung Dawson City. In Stewart Crossing nach Nordosten auf den Silver Trail HWY abgebogen. Dies ist eine 110 km lange Sackgasse zu den mehr oder weniger verlassenen Goldminenorten Keno City (30 Einwohner - im Sommer). und Elsa (10 Einwohner). Übernachten unterwegs im Five Mile Lake Government Campground direkt am See - wieder kein Mensch.

20.09.99 (30.Tag, Samstag)

Weiterfahrt nach Keno City mit tollen Landschaften. Z.T. sind noch kleine Goldbergwerke in Betrieb, die im Tal des Stewart River und an den Bergflanken auszumachen sind. Mittagessen in Kenocity in einer gemütlichen Minilodge. Treffe dort zwei Deutsche, die mit gemietetem Wohnmobil von Alaska über den Top of the World HWY rübergekommen sind und davon schwärmen. Sie müssen 400 km nach Whitehorse zum canadischen Zoll fahren. Es spricht mich ein Deutscher an, der fragt, ob ich ihn nach Stewart Crossing zur Busstation mitnehmen kann, denn er würde jetzt nach 3 Monaten Wildnis nach Deutschland zurückkehren. Ich sage selbstverständlich zu, ihn mitzunehemen, wenn ich vom Summit Trail (10,5 km) auf den Keno Hill zurückwäre. Dafür spendiert er mir das Mittagessen. Fahrt auf den Keno Hill (1849 m). Oben schon Schnee. Toller Blick auf die umliegenden, frisch angeschneiten Berge und die Täler mit Seen. Signpost mit Entfernungen zu allen möglichen Städten. Treffe dort zwei Kanadier, die im Auftrag der Regierung eine ökologische Bestandsaufnahme der Region unternehmen. Da sich hier endlich mal keine Bäume befinden, sende ich Sebastian den 3. Teil des Logbuches. Runterfahrt nach Keno, um Bernd mitzunehmen. Treffe an der Lodge Jeep Wrangler-Ehepaar aus Alberta. Rückfahrt mit Photostop in der Elsa-Ghosttown. Unterwegs erzählt mir Bernd, daß er jedes Jahr in dieser Region zwischen 3 und 6 Monaten alleine in der Wildnis unterwegs ist, z.T. im Kanu. Er hat sich auch schon an diversen Seen Blockhütten gebaut, einmal auch darin überwintert. Interessant sind seine Erzählungen seiner Begegnungen mit Bären. Ich setze ihn in Stewart Crossing an der Tankstelle ab, und nach einem letzten gemeinsamen Tee wünschen wir uns für die jeweilige Weiterfahrt alles Gute. Weiterfahrt nach Dawson City. Der Klondike HWY stößt nun zum ersten mal auf den Klondike River. Hier und da Schilder an Abzweigungen zu Goldminen. Ich passiere die Abzweigung zum Dempster HWY, der über 700 km nach Norden nach Inuvik nahe am Polarmeer in die N.W.T. führt. Übernachten 20 km vor Dawson City im Klondike River Campground. Außer mir zwei weitere Wohnmobile!

21.09.99 (31.Tag, Sonntag)

Rückfahrt zum Dempster HWY, dem ich bis in die Ogilvie Mountains ca. 130 km vom Abzweig folge, da dies als der schönste Abschnitt gilt (danach nur noch Tundra). Sehr schöne, wilde Bergszenerie, sehr urzeitlich, oberhalb der Baumgrenze. Sehe dort einen ziemlich großen und sehr schwarzen Hund, der etwas ungelenk vor dem Unimog reißaus nimmt, bis ich realisiere, daß ich gerade meinen ersten Schwarzbären gesichtet habe! Nach Erreichen des North Fork Passes (1.300 m) kehre ich zurück und Halte an der Lodge, an der der Dempster HWY auf den Klondike HWY stößt. Draußen sehe ich einen uralten Toyota FJ 40 stehen, wie ich selbst einen besessen habe. In der Lodge spricht mich der Besitzer dieses Toyotas an, ob ich aus Hamburg käme und wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir, daß er schon in Hamburg gewesen sei, und sein Bruder dort ein Restaurant hätte. Es stellt sich heraus, daß sein Bruder der Chef des Restaurants "Le Relais de France" in Duvenstedt ist, in dem ich früher öfter gewesen bin und dessen Chef, Monsieur George, ich kenne! Er selbst wäre seit über 26 Jahren in Kanada und würde in Nanaimo auf Vancouver Island, wo ich schon mal gewesen bin, wohnen, arbeiten indessen würde er im Augenblick in Inuvik am Ende des Dempster HWY. Noch ein weiteres Kapitel in meinem Buch "Die Welt ist doch (sehr) klein"! Wir unterhalten uns ziemlich lange, und er bittet mich noch um meinen Rat bezüglich einer Undichtigkeit im Heizungssystem seines Toyotas, der schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat. Ich befrage ihn noch nach Restaurant-Tips für Vancouver Island, besonders nach einem, von dem ich schon gelesen hatte, und er sagt mir, das wäre bestimmt das Waikaninish Inn an der Pazifikküste. Das wäre wirklich sehr gut, also vormerken! Nach der herzlichen Verabschiedung Weiterfahrt Richtung Dawson. Auf der linken Seite der Straße werden Abraumhalden sichtbar, die von riesigen Schwimmbaggern ("Dredge") stammen, die früher die Flüße systematisch nach goldhaltigem Gestein ausgebaggert haben. Im Schwimmbagger wurde das Gold dann ausgewaschen, und hinten kam dann mehr oder weniger "goldfreier" Abraum heraus. Ich biege auf die Bonanza Creek Road ab, wo sich eine restaurierte Dredge befindet. Leider für die Saison geschlossen, aber von außen auch sehr imposant. Etwas weiter talaufwärts befindet sich die unspektakuläre Stelle am Bonanza Creek, wo 1898 zum ersten mal Gold gefunden wurde und den größten Goldrausch aller Zeiten hervorgerufen hat. Weiter geht’s auf dem Klondike HWY nach Dawson City rein. Ich nehme den 9 km-Abzweig auf den Midnight Dome (800m), von dem ich mit untergehender Sonne einen schönen Blick auf Dawson City nebst Einmündung des Klondike River in den Yukon River sowie dessen Tal genieße. Zu sehen im Klondike Tal diverse Abraumhalden und Goldminen. Runterfahrt nach Dawson City und Durchfahrt bis zur Yukon-Fähre, die mich auf die andere Seite bringt, wo sich der Yukon River Government Campground befindet. Auch hier bin ich nicht ganz allein!

22.09.99 (32.Tag, Montag)

Nahe am Campground am Flußufer befindet sich ein Schiffsfriedhof für Schaufelraddampfer. Ich wandere dorthin und werde nicht entäuscht: 3 Schiffe liegen dort in einem schon sehr verfallenen Stadium, da fast ganz aus Holz gebaut. Aber man kann die einstige Pracht sich noch gut vorstellen. Wieder rüber mit der Fähre nach Dawson City. Lebensmittel und Bücher Einkaufen, Abwasser dumpen, Mittagessen, Auto waschen (sieht nach dem nassen Dempster HWY schrecklich aus), durch Dawson City schlendern. Kaum noch Touristen, was sicherlich sehr angenehm ist, aber dafür ist auch schon sehr viel "Historisches" geschlossen. Dawson City sieht übrigens fast genauso aus, wie ich mir das schon immer vorgestellt hatte - viele historische Holzhäuser (zumindest die Fassaden) und nicht geteerte Straßen lassen ein bischen das Goldrausch-Feeling hochkommen. Im Postamt rufe ich den U.S.-Zoll in Tok/Alaska an, um mein Vorhaben, am nächsten Tag über den Top of the World HWY trotz offiziell geschlossener Grenze nach Alaska einreisen zu wollen, mitzuteilen. Und siehe da, eine freundliche Dame erklärt mir, das wäre kein Problem, befragt mich nach Auto und Person und voraussichtlicher Ankunftszeit in Tok und erklärt mir, daß kurz vor der Junction des Taylor HWY (so heißt er in Alaska) mit dem Alaska HWY (ca. 12 Mi von Tok entfernt) ein Beamter bis um 15.00 Uhr auf mich warten würde! Zurück mit der Fähre zum Yukon Campground zu Übernachten.

23.09.99 (33.Tag, Montag)

Weiterfahrt auf dem hier beginnendem Top of the World HWY. Aufstieg auf die Bergkämme, auf der die Straße, fast durchgehend asphaltiert, über 100 phantastische km bis zur alaskanischen Grenze verläuft - bisher wohl die tollste Straße auf dieser Reise! Der Name besteht wirklich zu recht; die Straße windet sich die Bergkämme entlang in Kurven mit Berg- und Talfahrt - einmalig! Der Blick ist grandios trotz zum Teil niedrig hängender Wolken, die Ogilvie Mountains und einen Teil der Alaska Range kann ich ausmachen. Das Wetter wird allerdings zunehmend besser, kein Schnee auf der Straße. Sehr wenig Verkehr. Verlassener Grenzposten an der Yukon/Alaska Grenze. Warnschild, daß man sich unverzüglich beim U.S.-Zoll am Alaska Highway, Meile 1221,8, melden muß, ansonsten Auto und Person eingezogen werden! Ab hier ist Schotter, und die Straße windet sich durch Täler, z.T. mit (für amerikanische Verhältnisse) engen Kehren - sehr schön! Immer wieder Hinweise auf Goldminen-Camps. Die letzten 40 km sind aphaltiert - und tatsächlich erwartet mich kurz vor dem Ende des Taylor HWY ein handgemaltes Schild an einem Parkplatz mit einem Officer des U.S. Immigration. Dieser ist sehr höflich und beschert mir die bisher netteste und unkomplizierteste Einreise in die U.S.A., die ich je hatte. Zolltechnisch möchte er rein gar nichts wissen ! Vor der Weiterfahrt sehen wir uns noch gemeinsam Kanada-Gänse auf ihrem Flug nach Süden an, auf die er mich aufmerksam macht - sie fliegen in einer solchen Höhe, vielleicht 3000 m, daß man sie praktisch nicht sehen kann. Weiterfahrt zum Alaska HWY und nach Tok. Dort verspätestes Mittagessen mit alaskanischen Portionen, tanken, einkaufen, Infomaterial im Visitor Center. Rückfahrt zum Taylor HWY, da ich morgen nach Eagle am Yukon fahren will (Sackgasse von über 100 km Länge), das ich wegen des Zolles nicht direkt hatte ansteuern können. Übernachten am Taylor HWY in einem Campground des Bureau of Landmanagement. Außer mir noch ein etwas uriger, typisch alaskanischer Camper, der meint, mein Unimog wäre zu laut.

24.09.99 (34.Tag, Dienstag)

Weiterfahrt. Das Wetter ist trocken, aber es wird kälter (seit einiger Zeit schon starte ich den Motor nur noch mit entsprechender Eberspächer-Vorwärmung. Allerdings halten die Batterien das irgendwie nicht so gut aus). Es lohnt sich, diese Strecke auch mehrfach zu fahren. Unterwegs liegt in einer Kurve eine alte, verfallene Gold Dredge. Hat noch mehr Stil als die renovierte in Dawson City. Einige Meilen vor der kanadischen Grenze Abzweig nach Eagle. Hier verläuft der Taylor HWY ähnlich toll wie der kanadische Top of the World HWY. Das Wetter wird schlechter. Kurz vor Eagle fängt es an zu nieseln. Eagle ist ein verträumtes Mini-Dawson City, malerisch am breiten Yukon River an einem Flußgebirge gelegen. Nach einem Tee im einzigen geöffneten Lokal Rundgang durch Eagle. Hierhin übrigens (da war Eagle noch U.S.-Fort) ist der Polarforscher Amundsen nach Entdeckung der legendären Nordwest-Passage per Ski gelaufen, um die freudige Botschaft nach Norwegen zu telegraphieren. Rückfahrt. Ich sehe meinen ersten Adler in der Abendsonne (nomen est omen?). Übernachtung am Taylor HWY auf einem Camp des BLM.

25.09.99 (35.Tag, Mittwoch)

Ein Eichhörnchen turnt auf meinem Dach herum und läßt sich auch durch meine Stimme nicht verschrecken. Wahrscheinlich hat es Frühstücksdüfte gerochen. Weiterfahrt bei gemischtem Wetter. Es wird kälter. Teilweise schniegelt es. An der gleichen Stelle wie vorgestern treffe ich den U.S.-Immigration-Beamten wieder. Er ist verwundert, mich nochmal zu sehen, aber als ich ihm erkläre, daß ich in Eagle war, wünscht er mir gute Weiterfahrt und bedankt sich, daß ich angehalten habe! In Tok Mittagessen und Auffüllen des Reservekanisters für den Generator (ich lasse die Eberspächer Motorvorwärmung nur noch mit angeschlossenem Generator laufen - irgendwas stimmt mit meinen Batterien nicht, da sie praktisch kaum noch Kapazität haben und sich auch nicht mehr vernünftig laden lassen). Weiterfahrt bis Delta Junction, wo der Alaska Highway offiziell endet und abbiegen nach Süden auf den Richardson Highway, eine der ersten Straßen überhaupt in Alaska. Teilweise Schneeregen. Prompt sehe ich Elche direkt am Straßenrand ! Eine Kuh mit ziemlich großem Kalb. Später quert ein großes Kalb vor mir die Straße. Zum Glück war es schneller als ich...Rechts sind jetzt hohe, eingeschneite Berge der Alaska Range teilweise zu sehen, z.B. Mount Hayes, über 4.000 m hoch. Campen im Donnely State Recreation Site. Kein Mensch, der "Tresor" für die Umschläge mit der Campgebühr ist sogar abgebaut. Blick auf verschneite Berge der Alaska Range. Kalt, ca 2° C.

26.09.99 (36.Tag, Donnerstag)

Der Richardson HWY wird immer spektakulärer und windet sich durch ein Tal durch die Alaska Range hindurch. Links und rechts Berge mit Gletschern. Seit geraumer Zeit ist immer wieder das silberne Band der Alaska Pipeline zu sehen, wenn sie oberirdisch auf Stelzen mit Kühlrippen (damit der Permafrostboden nicht aufgetaut wird) verläuft. Pumpstation. Wieder zwei Elche zu sehen. Abbiegen auf den Denali HWY, der nach Westen verläuft und an den Mount McKinley heranführt. An der Junction (Paxton) Mittagessen. Nach 30 km wird's Schotter. Diese Straße wird ab 1. Oktober gesperrt, da dann Schneeverwehungen ein Durchkommen unmöglich machen können. Heute überhaupt kein Schnee, aber es schniegelt immer mal wieder. Die Wolken hängen tief, die Berge (vor allem die Alaska Range nördlich der Straße) sind schlecht zu sehen - schade, denn auch so vermittelt der Denali HWY eine grandiose Szenerie, die bei guter Sicht phänomenal sein muß. Ich photographiere einen Biberdamm. Übernachten im State Recreation Site Brushkana River. Außer mir nur ein campendes Ehepaar. Da es wohl zu kalt ist, schlafen sie im Auto.

27.09.99 (37.Tag, Freitag)

Heute Nacht ist Schnee gefallen. Aber die Sonne scheint scheinen zu wollen. Wieder ein Adler. Etwas weiter laufen zwei Tiere über die Straße - ich vermute, daß es Biber sind. Der Denali Hwy stößt auf den George Parks HWY, der Hauptverbindung zwischen Anchorage und Fairbanks. Es schneit, je mehr ich mich dem Denali National Park nähere. An der Einfahrt zum Park beschließe ich, weiterzufahren, denn das Wetter ist so zugezogen, daß ich keine Hoffnung habe, heute einen Blick auf den Mount McKinley erhaschen zu können. Vielleicht auf dem Rückweg...Ereignislose Fahrt nach Fairbanks. Wetter wird etwas besser, aber kalt. Wetterbericht sagt Temperaturen kurz über null für tagsüber und -5° C für nachts voraus. Tanken am Stadtrand von Fairbanks. Zum ersten mal will ich meinen Gastank auffüllen lassen - leider funtioniert deren Gastankstelle nicht. Gut, daß ich noch 30% im Tank habe. Ölverbrauch im Rahmen. Übernachten auf State Campground Lower Chatanika River am Elliott HWY. Am Fluß kann ich Biber im - besser unter - Wasser beobachten. Sehr scheu. Morgen entscheide ich, ob ich den Dalton HWY ein Stück nach Norden fahre.

28.09.99 (38.Tag, Samstag)

Heute Nacht war es sehr kalt, aber das Wetter wird jetzt richtig schön, mit viel blauem arktischen Himmel. Ich komme sehr spät los, da das Schreiben des Logbuches für die letzten 9 Tage viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Notebook braucht dermaßen viel Strom, daß ich in Anbetracht meiner Batterien den Generator mitlaufen lasse. Ich beschließe, aufgrund der Wetterlage den Dalton HWY, der HWY, der ursprünglich ausschließlich zur Erschließung der Erdölfelder der Prudhoe Bay im Polarmeer und für den Bau der Alaska Pipeline gebaut wurde und erst seit kurzer Zeit für den öffentlichen Verkehr freigegeben ist, nach Norden zu befahren, vielleicht bis zur Yukon Bridge oder bis zum Polarkreis. Die ganze Strecke von 1500 km hin und zurück schaffe ich aus Zeitgründen nicht. Außerdem dürfte es nach Norden sehr kalt werden. Es ist, vor allem bei diesem Wetter, eine landschaftlich grandiose Strecke, rauf und runter, kurvig, mit der eingeschneiten Alaska Range in SSW Richtung und den Endricott Mountains, ebenfalls total eingescneit, in NO Richtung. Sonst nur arktischer Wald und Seen und Flüße, soweit das Auge reicht. Und natürlich die Alaska Pipeline, die sich mal links, mal rechts entlang der Straße als silberner Lindwurm dahinschlängelt. Wenig Verkehr, praktisch nur Lastwagen und Instandhaltungsfahrzeuge. Zum erstenmal einen kapitalen Elchbullen mit Riesenschaufeln gesichtet (noch größer als skandinavische Elche). Er wollte vor mir über die Straße, aber just in dem Augenblick, so ein Pech bei so wenig Verkehr, kommt ein Riesenlastwagen von der anderen Seite herangedonnert. Das ist meinem Elch dann doch zuviel und er trabt wieder in den Wald hinein. Keine zwanzig Meter, und ich kann ihn nicht mehr sehen. Der Dalton HWY wird nach Norden hin zusehends arktischer, z.T. verläuft er oberhalb der Baumgrenze mit tollen Aussichten auf schneebedeckte Berge und Tundra, und das in der untergehenden Sonne! Kurz vor Acht erreiche ich den Polarkreis, an dem es einen etwas abseits gelegenen Einfachst-Campground des BLM gibt - gebührenfrei! Der Horizont färbt sich orange, der Himmel darüber blau-weißlich zum Aperitif im geheizten Unimog...